Stephenson, Allan - Konzert für Piccoloflöte, Streichorchester und Cembalo (1979)

Man kann wohl davon ausgehen, dass es Piccoloflöten fast so lange gibt wie normale Flöten. Bis etwa Mitte des 18. Jahrhunderts war dabei die Benutzung der Flöten relativ klar: die längs gespielte (Block-)Flöte war für die "orchestrale Musik", die quer gespielte Flöte war eher sowas wie eine Flöte des "fahrenden Volkes". Und es gab z. B. im Mittelalter eine kleine "Schwegelpfeife" (eine Art "Piccoloflöte" ohne Klappen), die im Militär zusammen mit der Marschtrommel den typischen Klang der Infanterie bildete. Wir finden diese Flöte bis heute in den Spielmannszügen wieder.

Erst um 1700 herum entstand in Frankreich aus der bis dahin klappenlosen Querflöte eine einklappige "Traversflöte", die aufgrund der nun vorhandenen technischen Möglichkeiten und eines sich ändernden Klangideals im Orchester die Blockflöte zu verdrängen begann. Natürlich gab vorher schon (Piccolo-)Flötenkonzerte, die aber, so ist sich die Forschung einige, eben von Blockflöten gespielt wurden. Natürlich griffen die Komponisten der (Früh-)Kassik durchaus auch die Querflöte auf und komponierten für sie Konzerte. Man denke nur dabei an das Konzert für Flöte und Harfe von Mozart. Aber die Entwicklung der Flöte war zu jener Zeit noch nicht abgeschlossen, und vor allem die Zahl der Klappen stieg noch deutlich an, und auch bei den  verwendeten Klappensystem war längst noch nicht alles so wie heute. Man empfand deshalb die Querflöte als "unfertig", weshalb die Zahl der Flötenkonzerte lange überschaubar blieb. 

Ähnliches passierte quasi zeitgleich auch mit der Piccoloflöte. Zumindest was das Instrument an sich und seine technische Entwicklung anging. Hinsichtlich der Literatur blieb "das Piccolo" (im Gegensatz zur "großen" Querflöte) ein reines Orchesterinstument. Die Komponisten setzten sie eher als Effektinstrument ein, um durch die Nachahmung der Pfeifen in der Janitscharenmusik z. B. exotisches Kolorit zu erzeugen (wie in Mozarts Entführung oder im Duett mit dem Kontrafagott in Beethovens 9. Sinfonie - wir erinnern uns: die Militärmusik) oder für schrille, naturähnliche Effekte wie das Pfeifen eines Sturms oder die Elektrizität eines Blitzes (wie z.B. Beethoven im "Gewitter" seiner 6. Sinfonie). Immerhin: Spätestens mit Richard Strauss und Gustav Mahler war das Instrument ein vollwertiges Mitglied des Holzbläsersatzes geworden. Nur Solokonzerte entstanden - man mag es gar nicht glauben - keine. Das änderte sich tatsächlich erst 1979 mit dem Konzert des in Englang geborenen Komponisten Allan Stephenson. Das Stück für Piccoloflöte, Chembalo

 
und Streicher ist also in sofern tatsächlich "das erste Konzert für die moderne Piccoloflöte". Die Tatsache ist um so überraschender, als Stephenson mit diesem Konzert zugleich der Beweis gelang, dass die Piccoloflöte ein sehr geistvolles Instrument mit viel Humor sein kann.

Allan Stephenson wurde am 15. Dezember 1949 in Wallasey bei Loverpool geboren. Mit sieben Jahren erhiet er zunächst Klavierunterricht. Als er 13 war, wurden in einer Abstellkammer seiner Schule ein paar alte Celli gefunden, und Allan Stephenson nahm sich eines dieser Instrumente an. Bereits ein Jahr später war er Mitglied des Merseyside Youth Orchestra. Zudem war er Mitglied des Schulchores und lernte Posaune und Tuba. Stephenson studierte von 1968 bis 1972 am Royal Manchester College of Music und ging 1973 nach Kapstadt/Südafrika, wo er seitdem als Cellist, Dirigent und Komponist tätig ist.

Erste Kompositionen entstanden bereits während seines Studiums, zur kompositorischen Reife gelangte er jedoch erst in Südafrika, das ihn entscheidend zu seinem Kompositionsstil inspirierte. Sein Œuvre umfasst inzwischen u.a. mehrere Symphonien und eine gehörige Anzahl von Solokonzerten, so z.B. Konzerte für Klavier, Fagott, Horn oder Klarinette. Außerdem schrieb er vier quasi-programmatische Ouvertüren, zu denen er durch südafrikanische Städte inspiriert wurde und die sich auch in den jeweilgen Titeln wiederfinden. Obwohl er also in gewisser Weise ein "südafrikanischer Komponist" ist, ordnet man ihn dennoch der englischen Spätromatik in der Tradition von Ralph Vaughan Williams und Benjamin Britten zu. Seine Melodien wirken manchmal diatonisch und allenortens lassen sich leichte Dissonanzen finden, die jedoch nie den Rahmen der Tonalität sprengen und seine Werke stets frisch und spannend halten. Stephenson selbst umschrieb seinen Kompositionstil einmal so: "romantisch, lyrisch, spannend rhythmisch, vor allem aber angenehm zu spielen und zu hören." Oder wie es der südafrikanische Musikwissenschaftler Ronald Charles einmal ausdrückte: "Allan Stephenson Musik ist unverschämt zuhörerfreundlich. Aber unter der zugänglichen Oberfläche seiner Musik liegt auch eine reiche Ader des tief empfundenen Ausdrucks. Stephenson ist ein Komponist, dessen Musik es wert ist, immer wieder gehört zu werden." Dem können auch wir nichts hinzufügen.

Ulrich Witt


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